ÖFFENTLICHE AUSSCHREIBUNGEN: TRENDS UND TIPPS FÜR BIETER
Im Frühsommer untersuchten wir bereits die Auswirkungen der Pandemie auf das Vergabeverhalten der öffentlichen Hand. Im Juni dieses Jahres schien es, als ob nach einer deutlichen Delle an Ausschreibungsveröffentlichungen ein Nachholeffekt eintrat und die Anzahl der Ausschreibungen anschließend über dem Niveau des Vorjahres liegen würden. Doch inzwischen zeigt sich ein anderer Trend, der viel mit den geänderten rechtlichen Vorgaben zur öffentlichen Vergabe in den Bundesländern zu tun hat.
Im Frühsommer untersuchten wir bereits die Auswirkungen der Pandemie auf das Vergabeverhalten der öffentlichen Hand. Im Juni dieses Jahres schien es, als ob nach einer deutlichen Delle an Ausschreibungsveröffentlichungen ein Nachholeffekt eintrat und die Anzahl der Ausschreibungen anschließend über dem Niveau des Vorjahres liegen würden. Doch inzwischen zeigt sich ein anderer Trend, der viel mit den geänderten rechtlichen Vorgaben zur öffentlichen Vergabe in den Bundesländern zu tun hat.
Ein besonderer Blick auf die Entwicklung in der Unterschwellenvergabe
Legt man die Entwicklung der Ausschreibungsbekanntmachungen der letzten Jahre (2018 bis 2020) nebeneinander, ergibt sich schwankungsbereinigt der eindeutige Trend einer stetigen Zunahme an Ausschreibungsinformationen – bis zum Aufkommen der Pandemie im März dieses Jahres. Bedingt durch die unvorbereitete Umstellung der meisten Behörden auf das Home-Office und die große Unsicherheit kam es mehr oder weniger zu einem Absturz der Nachfrage im öffentlichen Sektor. Diese erholte sich aber relativ schnell, nachdem Bund und Länder weitreichende Investitionsmaßnahmen ankündigten und sich auch im Behördenbereich die Arbeit aus dem Home-Office etabliert hatte.
Ausschreibungsbekanntmachungen 2018 - 2020
Stand: 31.10.2020 | Quelle: DTAD 360
Indessen währte die Erholung nur kurz. Lediglich im Juni dieses Jahres beliefen sich die Ausschreibungsbekanntmachungen in etwa auf Vorjahresniveau, was aber auch damit zu tun hatte, dass es im Juni 2019 besonders wenig Arbeitstage gab (zwei weniger als im Jahr 2020). In der Summe lässt sich konstatieren, dass es in den letzten Jahren immer einen recht gleichmäßigen Anstieg von Ausschreibungsbekanntmachungen um ca. 7 % gab, während wir im Vergleich der Monate von Januar bis Oktober 2019 zu 2020 einen Rückgang um ca. 12 % zur Kenntnis nehmen müssen:
Bekanntmachungen – prozentuale Entwicklung zum Vorjahr
*2020 basiert auf einen Vergleich der Zahlen der jeweils ersten zehn Monate 2019 / 2020 | Quelle: DTAD 360
Diesen Zahlen zufolge hat sich die Nachfrage der öffentlichen Hand in diesem Jahr als eindeutig negativ entwickelt und ist nur noch knapp über dem Niveau von 2017.
Dass Zahlen zu Missinterpretationen einladen können, offenbart eine wichtige Ergänzung zu den bisher betrachteten Zahlenkolonnen. Entgegen dem Trend sind nämlich die ex-post- und ex-ante-Bekanntmachungen in 2020 nicht unerheblich gestiegen:
Ex-post-/ ex-ante-Informationen (Unterschwellenvergabe)
Stand: 31.10.2020 | Quelle: DTAD 360
Zum Hintergrund
Wenn Behörden bei der Unterschwellenvergabe keine nationale Ausschreibung durchführen, sondern eine Beschränkte Vergabe oder eine Verhandlungsvergabe, müssen sie ab einem jeweils bundeslandspezifischen Schwellenwert entweder im Vorfeld eine Ankündigung der Ausschreibung vornehmen („ex-ante“) oder im Nachhinein eine Vergebenen-Meldung veröffentlichen („ex-post“), um ein Mindestmaß an Transparenz herzustellen.
Sehr deutlich sieht man, wie sich die Menge an ex-post- und ex-ante-Bekanntmachungen im Mai, spätestens Juni deutlich von der sehr statischen Entwicklung der beiden Vorjahre entkoppelt und sukzessive zunimmt.
Wir erinnern uns: In Verfolg der Bundes- und Landeskonjunkturpakete haben fast alle Länder im April / Mai ihre Schwellenwerte zur Verpflichtung zu nationalen Ausschreibungen nach oben gesetzt. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Beschaffungen gar nicht national ausgeschrieben werden, sondern mittels Beschränkter Ausschreibungen und ohne Teilnahmewettbewerb. Die statistische Folge ist, dass es zwar deutlich weniger Ausschreibungsbekanntmachungen gibt, dafür aber mehr Pflichtnachrichten zu geplanten („ex-ante“) oder vergebenen („ex-post“) beschränkten Ausschreibungen.
In der Summe müssen wir uns also die Gesamtzahl der Ausschreibungsinformationen anschauen, um ein besseres Gefühl für die Nachfrageentwicklung dieses Jahres zu bekommen. Hier ist zu konstatieren, dass sich die Summe der unterschwelligen Ausschreibungsinformationen in den ersten zehn Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 4 % verringert hat. Setzt sich der Trend bei den ex-ante- und ex-post-Veröffentlichungen weiter fort, dürfte sich das Delta weiter schließen und am Ende des Jahres nur noch bei 2 % unter Vorjahresniveau liegen.
Das Fazit
Entgegen der Entwicklung der letzten Jahre ist die Nachfrage der öffentlichen Hand zwar in 2020 zurückgegangen, sie ist aber nicht eingebrochen. Vielmehr haben sich viele Beschaffungsvorgänge von nationalen Ausschreibungen hin zu Verhandlungsvergaben und beschränkten Ausschreibungen mit und ohne Teilnahmewettbewerb verlagert. Das bedeutet für uns Bieter, dass der direkte Draht zur öffentlichen Hand und die Vorakquise wichtiger denn je sind. Ein immer größerer Anteil der Beschaffungsvorgänge wird in einem von den Vergabestellen vorausgewählten Bieterkreis vergeben. So if you're not „in“, you're „out“!
Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg,
Ihr Alexander Seyferth
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