BAUPREISINDEX – DEFINITION, BERECHNUNG & ANWENDUNG
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Steigende Baupreise setzen auch der Bauwirtschaft zu. Der Baupreisindex zeigt einen deutlichen Anstieg der Baukosten, während gleichzeitig die Zahl der Bauaufträge zurückgeht. Für Bauunternehmen ist es entscheidend, die Entwicklung des Baupreisindex im Blick zu behalten, um rechtzeitig auf Veränderungen zu reagieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
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Was ist der Baupreisindex und was misst er? – eine Definition
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Wie wird der Baupreisindex berechnet?
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Welche Faktoren beeinflussen den Baupreisindex?
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Wo findet der Baupreisindex seine Anwendung?
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Baupreisindex 2024: Wie hat er sich entwickelt und wie hoch ist der aktuelle Baupreisindex?
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Prognose: Wie werden sich die Baupreise in nächster Zeit entwickeln?
Der Baupreisindex liefert wertvolle Informationen zur Entwicklung von Bau- und Immobilienpreisen und ist daher für Bauunternehmen und Bauherren eine entscheidende Kennzahl.
Erfahren Sie im DTAD Magazin, wie der Baupreisindex berechnet wird und in welchen Bereichen er Anwendung findet. Wie hat sich der Index in den vergangenen Jahren entwickelt und welche Prognosen gibt es für die nächste Zeit?
WAS IST DER BAUPREISINDEX UND WAS MISST ER? – EINE DEFINITION
Der Baupreisindex misst die Preisentwicklung für ausgewählte Bauleistungen mit Bezug auf ein Basisjahr. Er setzt aktuelle Kosten für Material, Arbeitskräfte und andere bauwirtschaftliche Leistungen ins Verhältnis zu vergangenen Werten.
Es werden Baupreisindizes für folgende Gebäudearten berechnet:
- Konventioneller Neubau im Hochbau (Wohnungsgebäude und Nichtwohngebäude wie Bürogebäude und gewerbliche Betriebsgebäude)
- Neubau von Einfamiliengebäuden in vorgefertigter Bauart (Fertighäuser)
- Neubau im Tiefbau (Straßenbau, Brückenbau und Ortskanälen)
- Instandhaltung von Mehrfamiliengebäuden
Was bedeutet das Basisjahr beim Baupreisindex?
Das Basisjahr bildet den Ausgangspunkt für die Messung der Preisentwicklung und wird vom Statistischen Bundesamt (Destatis) festgelegt und in der Regel alle fünf Jahre angepasst.
Im Juli 2024 erfolgte eine Umstellung aufgrund der EU-Verordnung 2019/2152 sowie der Durchführungsverordnung 2020/1197. In diesem Zusammenhang wurde das Jahr 2021 anstelle des Jahres 2020 als neues Basisjahr festgelegt. Damit gilt für die Berechnung des Baupreisindex in den Jahren 2024 und 2025 das Jahr 2021 als Basisjahr.
WIE WIRD DER BAUPREISINDEX BERECHNET?
Da sich Gebäude als Ganzes häufig nicht so gut vergleichen lassen, werden stattdessen die Preise einzelner Bauleistungen, die für die Errichtung der Bauwerke notwendig sind, über die Zeit beobachtet und verglichen. Zum Beispiel gehören zur Kategorie Betonarbeiten unter anderem die Bauleistungen "Beton der Fundamente", " Betonstahlmatten" oder "Systemdecke".
Das Statistische Bundesamt ermittelt und veröffentlicht den Baupreisindex vierteljährlich auf Grundlage der Datenlieferung von 5.000 repräsentativen Unternehmen des Baugewerbes. Diese stellen ihre vertraglich vereinbarten Preise für die Bauleistung (ohne Umsatzsteuer) den Statistischen Landesämtern zur Verfügung. Das Statistische Bundesamt aggregiert dann die einzelnen Landesmesszahlen zu einem bundesweiten Wert. Anschließend wird der Neubauwert ins Verhältnis zum Wert des Basisjahrs gesetzt.
Die Formel für die Berechnung des Baupreisindex lautet wie folgt:
Baupreisindex = Neubauwert in Euro / Wert Basisjahr*
*Das Basisjahr wird mit dem Wert 100 angegeben.
Was ist der Unterschied zwischen Baukostenindex und Baupreisindex?
Der Baupreisindex ist nicht mit dem Baukostenindex zu verwechseln.
Der Baukostenindex erfasst die Kosten der Bauunternehmen, die für die Erbringung der Bauleistungen anfallen. Dazu gehören die Kosten für Material und Arbeit genauso wie die Aufwendungen für Ausrüstung, Energie, Betriebs- und Bauhilfsstoffe. Statt von Baukostenindex ist manchmal auch von Faktorpreisindex oder Inputpreisindex die Rede.
Der Baupreisindex betrachtet die Kosten nicht aus der Perspektive der Bauunternehmen, sondern aus Sicht der Käufer beziehungsweise Bauherren. Er zeigt die Entwicklung der Preise auf, die beim Einkauf der Bauleistungen gezahlt werden müssen.
WELCHE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DEN BAUPREISINDEX?
Der Baupreisindex wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst:
- Materialkosten: Die Preise für Baustoffe wie Beton oder Holz schwanken und können zu höheren Baukosten führen. So haben beispielsweise die Lieferschwierigkeiten von Holz aufgrund der Corona-Pandemie sowie bei Metallen infolge des Ukraine-Kriegs zu einem drastischen Preisanstieg geführt.
- Arbeitskosten: Aufgrund des Fachkräftemangels sind die Löhne und Gehälter in den letzten Jahren gestiegen, mit dem Ziel qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten inflationsbedingt gestiegen, so dass die Arbeitnehmer höhere Löhne fordern. Entsprechende Auswirkungen gibt es auf die Baukosten.
- Energiekosten: Energie wird beim Bauen sowohl für die Herstellung von Baustoffen wie Zement, Stahl oder Glas als auch für den Betrieb von Baugeräten und Maschinen sowie den Transport von Baustoffen benötigt.
- Angebots- und Nachfrageschwankungen: Wenn die Nachfrage nach Bauprojekten steigt, zum Beispiel um dem Wohnungsmangel zu begegnen, kommt es in der Regel zu einem Anstieg der Baukosten. Umgekehrt gilt: geht die Nachfrage zurück und kommt es zu einem Rückgang der Bautätigkeit, ergeben sich sinkende Preise.
- Inflation und Wirtschaftslage: In Zeiten des Wirtschaftswachstums werden vermehrt Investitionen getätigt, wodurch die Nachfrage nach Bauprojekten steigt. In einer Rezession hingegen sinkt die Nachfrage, was häufig auch zu einem Rückgang der Baupreise führt. Im Jahr 2020 kam es sogar zu einer Mehrwertsteuersenkung in Folge der Corona-Pandemie, um die Nachfrage anzukurbeln und die Rezession zu bekämpfen.
- Weitere Faktoren: Es gibt darüber hinaus viele weitere Aspekte, die die Baupreise beeinflussen. Technologische Innovationen, wie neue Bauverfahren oder Materialien, können die Kostenstruktur erheblich verändern.
WO FINDET DER BAUPREISINDEX SEINE ANWENDUNG?
- Für Bauunternehmen ist der Baupreisindex für die Kalkulation von Bauvorhaben wichtig. Zu wissen, wie die Preise für eine beauftragte Bauleistung momentan ausfallen, trägt zu einer guten Planung des Bauablaufs bei. Es können exaktere Preisvorhersagen getroffen und Kostenüberschreitungen vermieden werden.
- Private Bauherren nutzen den Baupreisindex, um Kosten für verschiedene Bauleistungen einschätzen zu können. Mit Hilfe des Index kann besser beurteilt werden, welche Kosten für bestimmte Leistungen marktüblich sind.
- Generell kann der Baupreisindex auch zur Beobachtung der Konjunktur des Immobilienmarktes hinzugezogen werden, um ein Gefühl für die allgemeine Marktstimmung und Preissituation in der Branche zu bekommen.
- Beim Abschluss einer Wohngebäudeversicherung muss eine Versicherungssumme festgelegt werden. Diese orientiert sich häufig an den Wiederherstellungskosten des Gebäudes. Um mögliche Baupreissteigerungen in der Versicherungssumme zu berücksichtigen und den aktuellen Wert der Immobilie realistisch einzuschätzen, gibt es den gleitenden Neuwertfaktor. Dieser setzt sich unter anderem auch aus dem Baupreisindex zusammen.
BAUPREISINDEX 2024: WIE HAT ER SICH ENTWICKELT UND WIE HOCH IST DER AKTUELLE BAUPREISINDEX?
Generell lässt sich schon seit mehreren Jahren ein Trend zu steigenden Baupreisen erkennen. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Preise für Wohngebäude im Zeitraum 2010 bis 2022 um 64 % gestiegen, während die Inflationsrate im gleichen Zeitraum nur um 25 % zulegte.
Die Baupreise für Wohngebäude sind in Deutschland im November 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 126,9 auf 130,8 Punkte gestiegen. Damit betrug der Anstieg 3,1 %. Von August 2024, dem vorherigen Berichtsmonat, bis November 2024 haben sich die Baupreise um 0,4 % verteuert. Die Preisangaben beziehen sich auf Bauleistungen am Bauwerk inkl. Mehrwertsteuer.
Entwicklung Baupreisindex (BPI) nach Bauart (einschließlich Mehrwertsteuer)
Quartal und Jahr |
BPI für Wohngebäude |
BPI für Bürogebäude |
BPI für gewerbliche Betriebsgebäude |
4. Quartal 2024 |
130,8 |
132,6 |
131,8 |
4. Quartal 2023 |
126,9 |
128,2 |
127,8 |
4. Quartal 2022 |
121,7 |
122,8 |
122,8 |
4. Quartal 2021 |
104,2 |
104,6 |
104,5 |
4. Quartal 2020 |
90,9 |
90,6 |
90,6 |
Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: Januar 2025
Gut zu wissen: Die aktuellen Zahlen und Hintergründe zum Baupreisindex finden Sie stets auf der Seite von dem Statistischen Bundesamt.
PROGNOSE: WIE WERDEN SICH DIE BAUPREISE IN NÄCHSTER ZEIT ENTWICKELN?
Für die nahe Zukunft erwarten die Experten keine plötzliche Trendwende. Die Baupreise und die Zinsen dürften in absehbarer Zeit auf hohem Niveau bleiben. Die Baukosten sind mittlerweile so hoch, dass viele Bauprojekte nicht realisiert werden. Die aktuellen Zahlen zur Baukonjunktur verdeutlichen die Herausforderungen der Bauindustrie: Der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 0,7 % gesunken. Umso wichtiger ist es in diesem angespannten Umfeld für Bauunternehmen, rechtzeitig von geplanten Bauprojekten zu erfahren.
Tipp: Die DTAD Plattform bietet Lösungen für Baudienstleister und unterstützt bei der Akquise neuer Aufträge.
FAZIT: BAUPREISINDEX – EIN WESENTLICHER INDIKATOR FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT
Fachkräftemangel, Inflation und Unterbrechungen in der Lieferkette führen zu einem Anstieg des Baupreisindexes. Höhere Kosten für Baumaterialien und Arbeitskräfte wirken sich auch auf die Zahl der Bauaufträge aus, die weiter zurückgeht. Für Bauunternehmen ist es daher sowohl im Tagesgeschäft als auch langfristig wichtig, die Entwicklung des Baupreisindex zu beobachten. Kurzfristig hilft er bei der realistischen Kalkulation und Planung von Bauprojekten. Gleichzeitig ermöglicht der Index Bauunternehmen, frühzeitig auf Marktentwicklungen wie abnehmende Aufträge und steigende Kosten zu reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
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